Work People’s College-Europe in Berlin, Deutschland
Die Vorbereitungen für die erste IWW Sommerakademie in Europa, das Work People’s College, sind im vollen Gange und wird vom 24. bis 27. Juli in Berlin stattfinden. Vorraussichtlich wird die Anmeldung im kommenden Januar geöffnet.
Aber nochmal einen Schritt zurück: Der Wunsch ein langes Wochenende mit lauter Wobblies aus ganz Europa zu verbringen, Workshops zu besuchen und zu halten, Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam zu planen entstand aus der derzeitigen Situation der IWW in Europa. In England, in Österreich, Deutschland und seit neustem auch in Litauen versuchen fellow workers unsere Gewerkschaft aufzubauen.
Ob in Betriebsgruppen, in Ortsgruppen oder alleine, meistens haben wir wenig Vorstellung davon, wie es Wobblies an anderen Orten bewerkstelligen. Manche haben sporadischen Kontakt, andere kennen sich besser. Generell, so unsere Einschätzung, kann die IWW in Europa noch um einiges zusammenwachsen. Die Idee ist, dass voneinander lernen und kennen lernen Hand in Hand geht. Wenn die Pizza Hut Betriebsgruppen aus England ihre Erfahrungen teilen, Kolleg*innen von Eurest Tipps geben, wie man selbstbewusst Verhandlungen führt, wenn der Genosse aus Vilnius Leuten beibringt wie man mit einem Graphikprogramm umgeht oder wenn fellow workers aus Wien einen Workshop zu Entscheidungsfindung und Verfahrensregeln halten. Zum Beispiel.
Das Datum ist so gelegt, dass in Österreich, den meisten Bundesländern in Deutschland und in England Schulferien sind. Da es auch ein Programm für Kinder geben wird, bringt sie mit! Wir wollen versuchen das WPC so zugänglich wie möglich zu gestalten. Schreibt uns also, was ihr braucht und wir werden versuchen es einzurichten.
Wir suchen dringend noch Leute, die Lust haben das WPC mit vorzubereiten. Vielleicht könnt ihr euch besser vorstellen, was noch alles gemacht werden muss und um welche Arbeit es sich handelt, wenn aufgedröselt wird wie wir gerade planen.
Auch wären wir über jede Spende zur Unterstützung der Veranstaltung dankbar! Am einfachsten geht dies Hier
Eine Infoveranstaltung zum Angriff von Arbeitgebern, DGB und
Großer Koalition auf Streikrecht, Demokratie und gewerkschaftliche
Freiheiten und über den Widerstand dagegen. Sonntag 09. Februar 2014 um 18 Uhr im Café DesAsta
Uni Kassel – Arnold-Bode-Straße 6 (Moritz-/Ecke Henschelstraße)
Kasseler Initiative »Hände weg vom Streikrecht – für volle gewerkschaftliche Aktionsfreiheit«
Die Große Koalitation hat eine „Initiative zur gesetzlichen Fixierung der »Tarifeinheit« beschlossen. Gewerkschaften soll die Möglichkeit genommen werden, Beschäftigte zu Arbeitsniederlegungen aufzurufen, wenn sie innerhalb der Belegschaft in einer Minder-heitenposition sind. Es soll nur noch der Tarifvertrag der Gewerkschaft mit den meisten Mitgliedern im Betrieb gelten. Während der Laufzeit dieser Vereinbarung wären sämtliche Beschäftigtenorganisationen in der Friedenspflicht – auch diejenigen, die keinen Vertrag unterzeichnet haben. Der Sinn dieser von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeit-geberverbände und anderen Konzernvertretern heftig geforderten Neuregelung ist klar: Sie wollen in Ruhe produzieren lassen und Profite einfahren. Die Großgewerk-schaften sollen sich nicht durch kleinere (Sparten-)organisationen unter Druck gesetzt sehen, mehr für ihre Klientel herauszuholen“. (Auszug aus Artikel Behruzi, jw, 19.11.2013)
Vor einer Woche gab es dazu in Kassel ein bundesweites Treffen von Gewerkschafter-Innen, die um gewerkschaftliche Aktionsfreiheiten besorgt sind, und in den Plänen der Großen Koalition einen Angriff auf das Streikrecht und die Koalitionsfreiheit sehen. Am Sonntag in einer Woche (9. Februar) wollen wir nun um 18 Uhr im Rahmen des Wobbly-Cafés über die Ergebnisse dieses Treffens berichten und mit weiteren Inter-essierten diskutieren und planen, was demnächst hier vor Ort in Kassel unternommen werden kann, welche Gelegenheiten genutzt werden können, um auf das Thema aufmerksam zu machen und zu gucken wie es weiter geht.
Auszug „Kasseler Erklärung“ zum Ausstieg des DGB aus der DGB/BDA Initiative zur „Tarifeinheit“
„Zusammen mit der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA)
hatten die Vorstände des DGB und seiner Einzelgewerkschaften im Juni 2010
mit ihrer Gesetzesinitiative zur Tarifeinheit versucht, das Streikrecht zu be-
schneiden. Minderheitsgewerkschaften sollte eine Friedenspflicht (und somit
ein generelles Streikverbot) aufgezwungen werden. Damit verstiegen sich DGB
und BDA dazu, einen Angriff auf die Koalitionsfreiheit zu führen. Die gesetzliche
Herstellung einer „Tarifeinheit“ hätte bedeutet, dass die jeweilige „Minderheits-
gewerkschaft“ nach Abschluss eines Tarifvertrages durch die in einer Branche
oder einem Betrieb vorhandene „Mehrheitsgewerkschaft“ nicht mehr hätte
streiken dürfen.“
Dieser Versuch konnte bereits einmal durch die erfreuliche Protestwelle
innerhalb der DGB-Gewerkschaften abgewendet werden. 2014 versucht es die
Große Koalition per Politik und Gesetze. sowie mit schweigender Zustimmung
der Vorstände von ver.di, DGB und IG-Metall, erneut.
Wobblies und radikale deutsche Bierbrauer in den USA!
Seit 2006 wird der Begriff >>Organizing<< in Deutschland verstärkt verwendet. Sowohl einige linke Aktivisten als auch Gewerkschafter und PR-Strategen aus dem Umfeld von IG Metall und ver.di rezipieren unter diesem Label Konzepte amerikanischer Gewerkschaften wie der SEIU zur Mitgliedergewinnung, Kampagnen-Führung und organisatorischen Wiederbelebung
(siehe Rainer Berger + Malte Meyer in ak 565 und Eric Leiderer, IG Metall-Jugend in ak 567).
Man gewinnt seither den Eindruck, als sei das Organisieren in den USA erfunden worden und eine völlig neuartige Sache. Dem ist nicht so.
Vielmehr handelt es sich – aus historischer Perspektive – um einen deutschen Export und Re-Import.
Die Rezeption der US-amerikanischen Arbeiterbewegung hat in Deutschland mindestens zwei blinde Flecken. Der eine betrifft die radikale anarchistische Vorgeschichte der us-amerikanischen sozialistischen Bewegung.
Hier treffen wir erstaunlicher Weise verstärkt auf radikale deutsche Sozialisten und Gewerkschafter in Chicago, Milwaukee, St. Louis, Cincinnati, besonders in den Domänen der deutschen Emigranten, die damals die drei Bs genannt wurden: Beer, Butchers and Bakeries (Bier, Schlachter und Bäcker). Viele von ihnen waren, wie William Trautmann, durch Bismarcks Sozialistengesetze zur Emigration gezwungen worden.
Die Idee der One Big Union
Big Bill Haywood auf der Gründungsvesammlung der IWW
Der zweite blinde Fleck betrifft den Beginn der modernen Arbeiterbewegung, der in den USA mit der Gründung der IWW am 27. Juni 1905 datiert werden kann. Die Asche der historischen IWW-Rebellen und Rebellinnen ist auch hundert Jahre später offenbar immer noch zu heiß, um vom Umfeld der Profi-Gewerkschaften angefasst zu werden.
Der AK-Autor Peter Birke schreibt im Vorwort zu seinem Buch “Die Große Wut und die kleinen Schritte – Gewerkschaftliches Organizing zwischen Protest und Projekt”: “Die ersten Organizer waren vor vierzig Jahren in Chicago aktiv”. Er datiert den Beginn des Organizing demnach auf das Jahr 1936, das Coming-out des Congress of Industrial Organizations (CIO) und der United Automobil Workers (UAW) in der Motor-Town Detroit durch den epochalen Streik bei General Motors in Flynt. Zum gleichen Befund kommt das Büchlein „Organizing“ der IG-Metall-nahen PR-Agentur Kornberger und Partner, die Saul Alinksky als Gründervater der Idee ansehen, der seine Karriere im Umfeld des CIO-Boss Lewis in den 1930ern begonnen hatte.
Der zweite Anlauf: Congress of Industrial Organisations
Leon Bates, seit 1935 legendärer Organizer der United Automobile Workers (CIO) im Jahr seiner Pensionierung 1964. Quelle: wikicommons
Die IWW-Gründung 1905 beinhaltete aber bereits 30 Jahre vorher den ersten Versuch auf amerikanischem Boden, berufsständische und regionale Gewerkschaften zu einer überregionalen, transnationalen Organisation zu verbinden und in großem Stil nicht nach Berufsgruppen sondern nach Branchen und Verwertungsketten zu organisieren. Die Gründung des Congress of Industrial Organisations (CIO) stellt im Jahr 1935 einen zweiten Anlauf in derselben Frage dar. Die CIO-Gründung wurde erst möglich durch Gesetze der Roosevelt-Ära, das Norris-LaGuardia-Gesetz von 1932 und den umfassenden Wagner-Act von 1935, die erstmals Gewerkschafter effektiv von Union-Busting-Maßnahmen des Unternehmerlagers und ihrer Handlanger schützten. Voran gegangen war eine massive Eruption von Arbeiterunruhe in den Jahren nach dem Crash von 1929 , wie Staughton Lynd schreibt. Erfolgreiche lokale Generalstreiks in Minneapolis, Toledo und San Francisco und ein beinahe erfolgreicher Streik in der Textilindustrie.
Die fortschrittlicheren Teile der amerikanischen Burgeoisie erkannten, dass eine weitgehend unorganisierte Arbeiterklasse schwerer zu händeln und gefährlicher wäre, als eine Gewerkschaftsbewegung, die eingebunden und domestiziert werden konnte und mäßigend bis bremsend auf die Arbeiterschaft einwirken musste, um Tarifverträge zu erzielen. So beinhalteten die Rechte aus dem Wagner Act, Pflichten wie das Unterzeichnen einer Anti-Streik-Klausel und die Durchsetzung derer Einhaltung gegenüber der Arbeiterschaft. Solche Bedingungen wurden von den Wobblies abgelehnt. Eine konsequente Haltung, die sie mit weitgehender Marginalisierung bezahlten.
Tatsächlich ging die Strategie im Falle des CIO letzendlich mustergültig auf. Als die Roosevelt-Ära endete und in der Ära McCarthy ein reaktionärer Umschwung erfolgte, war der CIO schon so korrumpiert, dass er nichts entgegen zu setzen hatte und sich an der Ausgrenzung und Berufsverboten gegen Kommunisten aktiv beteiligte.
Coming-Out: Der große Streik in Mc Kees Rocks
The Rebel Girl: Elizabeth Gurley Flynn spricht. Ort unbekannt.
Die ersten großen Früchte trugen die Aufbaubemühungen von lokalen IWW-Aktivisten und herum reisenden Organizer_innen 1909 in der Stahl-Industrie bei Pittsburgh, als die IWW einem Streik in der Waggonfabrik des Trust US Steel in McKees Rocks zum Durchbruch verhalf. Es war der weltweit erste Streik in einer vollständig taylorisierten Fabrikation. 1913 gelang es den Wobblies bei Studebaker in Detroit den wahrscheinlich ersten Streik in der Automobil-Industrie zu organisieren. Etwa 6.000 Ungelernte legten damals die Arbeit nieder und marschierten aus der Fabrik.
Das IWW-Organizing funktionierte damals nach folgendem Muster. Einzelne Wobblies arbeiten in einem Betrieb. Vielleicht gibt es vor Ort eine kleine Ortsgruppe, über die sie sich unter einander und überregional austauscht. Wenn ein Betrieb sich für Wobblies als interessant heraus stellt, versuchen möglichst viele Mitglieder, dort unter zu kommen. Hauptindikator wären massive Unzufriedenheit der Arbeiterinnen, hohe Fluktuation, erste Formen von Selbstorganisation, unzumutbare Arbeitsbedingungen. Die US-Wobblies sprechen heutzutage davon, „einen Betrieb zu salzen“. Der Wobbly-Organizer ist ein Salzer („a salt“). Sobald die Phase der Gärung abgeschlossen ist und die gesalzene Unzufriedenheit sich in Konflikten entlädt, geht der Kampf an die Öffentlichkeit. Nun schickt die IWW bekannte Redner_innen wie Big Bill Haywood, William Trautmann, Elizabeth Gurley Flynn in die Stadt. Die IWW-Presse stellt überregionale Öffentlichkeit bis ins bürgerlich-liberale Spektrum her. Es finden Solidaritätsaktionen in anderen Städten statt. Als besonders effektiv erwies es sich außerdem, Organizer_innen zu entsenden, die die Sprache der unterschiedlichen Migranten-Gruppen an den Fließbändern, Webstühlen und Werkbänken sprachen.
IWW Mitglied Eugen V. Debs spricht in McKees Rocks
1909 reiste der deutsche Gewerkschafter Trautmann aus der IWW-Zentrale in Chicago nach McKees Rock, der familiäre Kontakte nach Pittsburgh hatte und die Stadt kannte. Ein Onkel hatte in Homestead gearbeitet und war an dem großen Streik von 1892 beteiligt; es gab Arbeiter in der Fabrik, die dem Deutschen Metallarbeiter Verband angehört hatten (Vorläufer der IG Metall); aus New York reisten italienische Wobblies an. Wer die große Gruppe osteuropäischer Arbeiter, viele kamen aus Ungarn, betreute, ist unbekannt. Im Gefolge der Redner und fremdsprachigen Organizer kamen Bohemiens, Hobos, Abenteurer, Radikale aus anderen Landesteilen angereist,Personen wie Joe Hill, die Support auf Straßen, Plätzen und in Kneipen organisierten und sich den Angriffen von Schlägertrupps und Polizeitruppen entgegen stellten, Lieder komponierten, Flugblätter verteilten und auf Seifenkisten agitierten. Der bekannteste dieser Streiks, die ab 1909 regelmäßig und in Wellen durch das Land brausten, fand vor 100 Jahren in der Textilindustrie von Lawrence Massachussetts statt. Er ging als „Bread and Roses-Streik” in die Geschichte ein.
“Jammert nicht – Organisiert!”
Viel eher als Saul Alinsky böte sich Joe Hill als Ikone des Organizing an (falls soetwas überhaupt sinnvoll erscheinen mag); das Requiem „I dreamed I saw Joe Hill l ast night”, welches am 10. Jahrestag seines Todes erschien, ist eine Ode auf den herumschweifenden Organizer, dessen Geist weiter lebt und Arbeiter_innen inspiriert. Der Wanderarbeiter, Liedermacher und IWW-Agitator hatte am 19. November 1915 in einem Gefängnishof in Salt Lake City vor seinem Erschießungskommando, bevor der Befehl zu Feuern kam, gerufen: „Don’t mourn – Organize!“ („Jammert nicht – Organisiert!“).
Joe Hill war in den bigotten Mormonenstaat Utah gereist, um Arbeiterim Streik gegen dortige Kupfer-Minen-Barone zu unterstützen. Sein Todesurteil war nichts anderes als ein Frame-up, eine Verurteilung anhand gezielt fingierter Indizien, die typisch amerikanische Form des Rechtsnihilismus, der 1887 schon die deutschen Anarchisten von Chicago zum Opfer gefallen waren, später Sacco und Vanzetti (1927) sowie das Ehepaar Rosenberg (1953) – und um ein Haar auch Abu Mumia Jamal. Das heißt: Aktivisten werden in hochzeiten politischer Verfolgung und Hysterie mit konstruierten Vorwürfen, die sich vor Gericht als unhaltbar erweisen, gezielt zur Strecke gebracht.
Die erste Betriebsbesetzung der USA: Cincinnatti 1884
Gehen wir noch weiter zurück so landen wir im Jahre 1884 in Cincinnati am Ohio-River. Dort fand der erste Stay-in-Strike der USA statt. Auf deutsch: eine Betriebsbesetzung.v Die Gewerkschafter hatten sich mit Proviant auf eine mehrwöchige Belagerung eingestellt, was auch dadurch begünstigt wurde, dass sie wie Leibeigene in einem „Schalander“ auf dem Betreibsgelände wohnten, um stets auf Zuruf verfügbar zu sein. Der Legende nach soll ihr Kampf auch deshalb erfolgreich gewesen sein, weil sie gefüllte Bierfässer als Barrikaden verwendeten. Als die Bundestruppen das Feuer eröffneten – schließlich ging es um die Freiheit des Privatbesitzes – , rann Gerstensaft auf den Asphalt. Ein Anblick, welcher die Jackson-Brauerei (hier ein Foto) weitaus mehr schmerzte, als das Blut von Arbeitern. Die deutschsprachige Vereinigte Brauerei-Gewerkschaft war die erste, die in den USA industriell organisierte. In ihr zusammengeschlossen waren neben Brauern, Fassbindern und anderen am Produktionsprozess beteiligten Gewerken auch die Fahrer und darüber hinaus, Wirte und Bedienungen in Kneipen. Durch die Einbindung der Fahrer konnte die Gewerkschaft eine Brauerei ebenso empfindlich treffen wie durch die Wirte und Bedienungen. Die deutschen Bierbrauer führten sehr erfolgreiche Boykott-Kampagnen gegen Biere-Marken gewerkschaftsfeindlicher Unternehmen durch. Zeitweilig tranken amerikanische Arbeiter_innen nur Bier mit offiziellem Gewerkschafts-Label, das sich die Unternehmer durch faire Arbeitsbedingungen und Tarifverträge verdienen mussten. Noch heute ziert ein solches Label übrigens die Dosen von Pabst Blue Ribbon, das Amerikareisenden hiermit zum Genuss empfohlen sei.
Im Juni 2012 kommen zwei Salzer aus Minneapolis / St.Paul nach Deutschland, um deutschsprachige Wobblies und befreundete Syndikalist_innen in die aktuellen und weiter entwickelten Techniken des Wobbly-Organizing einzuweisen. Micah Buckley-Farley und Eric Foreman haben ihr Gesellenstück in der Sandwich-Kette Jimmy John’s abgeliefert, wo sie in zweijähriger Aufbauarbeit die Belegschaften von 9 Filialen in einem weitgehend gewerkschaftsfreien Umfeld gewinnen konnten. Sie führen im Industrial Organizing Komitee der IWW regelmäßige Schulungen durch, um aus möglichst jedem Wobbly einen Organizer zu machen. Eine Trennung von Organizern und Arbeitern gibt es bei der IWW nicht. Wobblies lassen den Boss für den Lebensunterhalt der Organizer bezahlen. Man nennt es auch Lohnarbeit.
Heiner Stuhlfauth
[ Der Beitrag erschien in gekürzter Form unter dem Titel „Erinnerungen ans Humpenproletariat“ in der Zeitung analyse + kritik Nr. 572, 15. Juni 2012. ]
Endlich gibt es auch eine Ortgruppe der Wobblies in Kassel. Am Samstag, dem 07. Juli haben wir uns in Kassel gegründet. Unter anderen wurde auch die Erstellung dieser Website beschlossen, mit der wir fortan über unsere Aktivitäten in Kassel, aber auch über Aktivitäten für die Rechte der arbeitenden Bevölkerung, über den Tellerrand hinaus, aufmerksam machen wollen.
Wir, die Wobblies Kassel werden nicht die Augen davor verschließen, wie die arbeitende Bevölkerung auch in Kassel, tagtäglich ihre Arbeitskraft dafür einsetzt, dass andere sich an ihr bereichern. Die sich den Mehrwert der Arbeit in die eigene Tasche stecken, ohne sich einen Dreck darum zu scheren, wie es um die Lebens- & Arbeitssituation ihrer Beschäftigten bestellt ist.
Wir, die Mitglieder der Wobblies verstehen uns nicht als handelsübliche Gewerkschaft, sondern packen unsere Probleme selbst an. Dabei unterstützen wir natürlich jede Initiative die aus den Betrieben heraus, von den dort Beschäftigten an uns herangetragen werden.
Wir sind kein Versicherungsunternehmen mit garantierter Minimallohnsteigerung. Wir kämpfen, ohne Stellvertreter für unsere Interessen. So behalten wir auch unsere Ziele besser im Griff. Denn wir sind der Meinung, dass nur die Beschäftigten selbst wissen können, was sie wollen und das deshalb auch nur sie wirkliche Verbesserungen erreichen können.
Wir halten nichts von der sogenannten Sozialpartnerschaft! Wir meinen, dass es keine gemeinsamen Interessen zwischen Arbeitern und ihren Chefs, Aktionären und anderen Ausbeutern geben kann. Die sogenannte Sozialpartnerschaft hat letzlich nur dazu geführt, dass heute einige wenige sehr reich und eine immer größere Gruppe abhängig Beschäftigter immer ärmer geworden sind. Immer mehr Menschen sind auf die menschenunwürdigen HartzIV Regelsätze angewiesen.
In der sogenannten Sozialpartnerschaft zahlen am Ende immer wir! Deshalb reicht es nicht aus, dass wir Stellvertretern unsere Belange überlassen. Die Wobblies sind mehr als nur eine Gewerkschaft. Jeder und jede abhängig Beschäftigte kann bei uns mitmachen, wenn sie erkannt haben, dass es ander Zeit ist seine Interessen – selbstbestimmt – in die eigenen Hände zu nehmen.
An dieser Stelle wird die Ortsgruppe der IWW-Industrial Workers of the World Kassel über ihre Aktivitäten informieren und zu ihren Treffen einladen! <!–03425143–>